Läuft man vom Lausitz Center in die Altstadt von Hoyerswerda, passiert man eine schöne lange Glasfassade. Einige Neugierige wagten bereits einen Blick durch die Scheiben und konnten die bauliche Entwicklung des ZCOM Zuse-Computer-Museums mit verfolgen. Mit 3,3 Mio. Euro, teilweise mit legitimen Mitteln des Freistaates Sachsen gefördert, erfolgte der Umbau. Zuerst wurde ein großer Raum geschaffen, welcher einen neuen Fußboden mit Heizung bekam, neu verputzt und zuletzt in die Farben blau, grün und gelb getaucht wurde.

Die moderne Außenfassade auf dem von der Altstadt zur Neustadt (Quelle: Andrea Prittmann)
Die moderne Außenfassade auf dem von der Altstadt zur Neustadt (Quelle: Andrea Prittmann)

Mit der Verleihung der Konrad-Zuse-Plakette der Stadt Hoyerswerda im Oktober hatten die neuen Räumlichkeiten ihre Feuertaufe. Als Nächstes erfolgen der Umzug der vielen teils großen und schweren Computer und Rechenmaschinen sowie der Einbau der neuen Dauerausstellung. An dieser wird natürlich schon intensiv gearbeitet. Das Ziel des Museums ist es, den „Spirit of Zuse“ in Hoyerswerda wieder zu beleben und eine Erlebnis- und Lernwelt rund um den Computer zu schaffen. Es wird gezeigt, welche Entwicklungen und Veränderungen durch den Computer möglich waren und sind, bzw. für was sie eingesetzt wurden. Die neue Ausstellung fragt nach dem Warum und Wieso. Warum z. B. hat Konrad Zuse den Computer erfunden? – Weil er des Rechnens mit Rechenschieber und Logarithmentafel leid war.

Die Konzeption der Dauerausstellung erfolgt etappenweisen. Zuerst wird der Eingangsbereich mit dem großen Hauptraum, dem sogenannten „Mainboard“, bearbeitet. Die Feinkonzeption erarbeitet der Kurator Jürgen Kabus auf der Grundlage des Konzeptes von Dr. Ralf Bülow „Empfehlung für den künftigen Exponatbestand“ (2012). Unterstützung erhält er dabei von der Projektkoordinatorin Frau Prittmann und den Vereinsmitgliedern, die selber mit der Rechentechnik arbeiteten oder Konrad Zuse persönlich kannten. Eine moderne und ansprechende Ausstellungsgestaltung erstellt die Firma Helmstedt Ι Schnirch Ι Rom. Damit die Ausstellung auch einem Fachpublikum standhalten kann, wurde ein wissenschaftliches Beratungsgremium ins Leben gerufen, bestehend aus drei Vertretern aus technischen Museen, einem Universitätsprofessor, einem Informatiklehrer aus Hoyerswerda und einem Vertreter aus der Wirtschaft.

	Blick in den Ausstellungsraum mit Skizzen für mögliche Standorte für Exponate (Quelle: Andrea Prittmann)
Blick in den Ausstellungsraum mit Skizzen für mögliche Standorte für Exponate (Quelle: Andrea Prittmann)

Die neue Dauerausstellung des Zuse-Computer-Museums gliedert sich in mehrere Themenfelder, welche den Besucherinnen und Besuchern jeweils einen Einblick in die digitale Datenverarbeitung und die Geschichte der Rechentechnik geben. Hierbei steht die Dualität des Gegenstandes (Computer) im Fokus der Betrachtung. Die Struktur der neuen Dauerausstellung kann mit der eines Dreieckes verglichen werden. Grundlegend existieren drei Betrachtungsebenen. Die erste Ebene (INTERFACE) betrachtet das große Ganze, die Welt, und ermöglicht so den Besucherinnen und Besuchern die Einordnung der Deutsch/Deutschen Rechentechnik. In der zweiten Ebene (Mainboard) wird explizit die Entwicklung in der DDR und der BRD betrachtet, welche wiederum dieselbe Wurzel – Zuses Z1 und Z3 – aufweist. In der dritten Betrachtungsebene (die Rückräume) können die Besucherinnen und Besucher sich in das entsprechende Spezialthema vertiefen.

In der neuen Ausstellung werden Geschichten erzählt. Es soll nicht nur die Entwicklung der Rechentechnik präsentiert, sondern die Besucherinnen und Besucher in ihrer Welt – im Jetzt – abgeholt und Visionen gewagt werden. Was ist heute bereits alles möglich? Was wird uns in Zukunft erwarten?

Die nächste Aufgabe ist der Einbau der lastverteilenden Podeste für die großen und schweren Zuse-Computer in der Ausstellung. Danach wird das Leitsystem für eine barrierearme Orientierung im Museum auf den Boden aufgebracht. Die Mitarbeiter des ZCOM Zuse-Computer-Museums freuen sich, Anfang 2017 die ersten Besucher begrüßen zu können.