Ein Beitrag von Gerhard Walter

In diesem letzten Teil unserer Serie anlässlich des 25jährigen Jubiläums des ZCOM möchte ich mich vordergründig auf persönliche Erfahrungen stützen, möchte zeigen, wie sich meine Beziehung zum Museum entwickelte. Denn das, was vor 2016 im Hintergrund geschah, kannte ich nur aus Dokumentationen und aus Erzählungen der Aktiven, insbesondere von Horst Tschiedel, der leider vor wenigen Tagen verstarb.

Die baldige Eröffnung des Computermuseums am neuen Standort im Stadtzentrum blieb auch mir dank der regionalen Medien nicht verborgen. Als Radiobastler in früherer Zeit und Computer-Autodidakt schwirrte ein Schwarm von Ideen im Kopf herum, was man in so einem Museum alles anbieten könnte. Ich wollte mich als Bürger an der Gestaltung und am Betrieb des Museums beteiligen. Daher suchte ich bereits ein Jahr vor der Wiedereröffnung des ZCOM im Februar 2016 das Gespräch mit Andrea Prittmann, der Projektkoordinatorin. Auf meine Frage, wie man denn im Museum mitwirken könne, empfahl mir Frau Prittmann, Mitglied des Fördervereins zu werden. Dann sei man „drin“ und könnte am besten seine Vorstellungen einbringen. Diesem Rat folgte ich umgehend und habe es seither keineswegs bereut. Für mich erschloss sich damit eine neue Welt, die auch jedem anderen Interessierten offen steht.


Wiedereröffnung des Museums als ZCOM Zuse-Computer-Museum am neuen Standort

Meine persönliche Beziehung zum Museum begann mit seiner Wiedereröffnung am 28. Januar 2017. Gemeinsam mit anderen Freiwilligen unterstützen wir seitdem die Aufsicht im Museum an den Wochenenden. Das habe ich nie als Last empfunden. Ich betrachtete und betrachte diese Aufenthalte im ZCOM als faszinierende Möglichkeiten der Entdeckung und der Inspiration. Obwohl ich schon circa drei Jahre im neuen Museum aktiv bin, kann ich nicht behaupten, schon alle Geheimnisse entdeckt zu haben. Und wenn ich mit dem Entdecken fertig sein sollte, werden noch mehr Ideen sein, neue Projekte mit den Mitarbeitern umzusetzen.

Der Autor während einer Vorführung des LC 80 und Polycomputer 880 im Museum

Das Museum ist zweifellos in Bewegung. Bisher wurde die Dauerausstellung stetig erweitert. In Sonderausstellungen wird periodisch Neues präsentiert. Ein riesiges Depot und ein umfangreiches Archiv bilden die Grundlagen für Variationen. Das Museum bietet ausgezeichnete Möglichkeiten für das Lernen, für wissenschaftliches Arbeiten, für die Forschung. Bemerkenswert scheint mir der Ansatz, länderübergreifend und mehrsprachig zu arbeiten. So wird, getragen von Zdeněk Dytrt, die Zusammenarbeit mit Tschechien gepflegt. Eine Kooperation mit Polen wird angestrebt.

Das Computermuseum hat sich mit einem Team junger Menschen, dem Förderverein und mit seinen pädagogischen Angeboten als Standortfaktor entwickelt. Kinder, Jugendliche, selbstverständlich auch Erwachsene, können sich hier mit der Geschichte der Computer, der Anwendung moderner Elektronik oder mit der Programmierung vertraut machen. Wege zu beruflicher Orientierung werden damit geebnet beziehungsweise erst ins Blickfeld gebracht.

Mein Dank gilt allen, die den Betrieb des ZCOM ermöglichen, die verstanden haben, welche Vorteile es bringt, sich eine solche Kultur, die in Deutschland beispielgebend ist, zu leisten. Die Qualität des erneuerten Museums und sein Potenzial, gemeinsam mit den vernetzten städtischen Partnern überregional auszustrahlen, wurden in Sachsen bis hin zur Landesregierung frühzeitig wahrgenommen. Der Sächsische Museumspreis, an das ZCOM am 13.11.2017 verliehen, ist Ausdruck dessen.


Verleihung des Sächsischen Museumspreises 2017 (Foto: Luc Saalfeld ©SMWK)