RoboCup Leipzig – was fand da statt?
Vom 30.06. – 03.07.2016 fand in Leipzig der RoboCup statt. An diesem Event nahmen laut der Messe Leipzig über 1.200 Roboter aus 45 Ländern teil. Ich besuchte im Auftrag des Museums die Messe um Kontakte zu knüpfen und Ideen für unser ZCOM Zuse-Computer-Museum zu sammeln.
Was passiert bei einem RoboCup?
Für die nicht roboter-affinen Menschen unter uns sagt der Name „RoboCup“ nicht viel aus. Es folgt die Assoziation zum Roboter und zu einem Wettbewerb. Nach dem Studium der Homepage des RoboCups wurde mir schnell klar, dass es die Weltmeisterschaft der intelligenten Roboter ist.
Roboter verschiedener Formen und Größen sowie Software traten in den Disziplinen Fußball, Pflege/Service, Rettung und Industrie gegeneinander an. Wer jetzt denkt, dass bei einem Fußballspiel wild tippende oder mit dem Joystick agierende Nerds um das Spielfeld sitzen, liegt völlig falsch! Ab Anpfiff darf nichts mehr umprogrammiert werden und die Roboter agieren autonom und hängen zumeist auch nicht an einer Strippe.
Bestimmt waren auch Nerds dabei. An den Wettbewerben insgesamt nahmen meistens junge und ältere Wissenschaftler/Studenten teil, auch Frauen waren keine Seltenheit. Das Publikum war sehr gemischt. Aufgrund von Schulferien waren Familien, Großeltern mit ihren Enkeln, Fachpublikum z. B. Mitarbeiter von großen Firmen, Studenten bzw. junge Leute, die Anregungen und Inspirationen für ihre Firmen oder Entwicklungen suchten, zu Besuch. Und natürlich nicht zu vergessen – die Fans der Roboter-Fußballmannschaften.
Was gab es für Wettbewerbe?
Im Bereich Fußball gab es mehrere Kategorien, in denen die verschiedenen Roboter gegeneinander angetreten sind. Ich möchte einen kurzen Einblick geben, um die Vielfalt darzustellen. Als Grundsatz beim Fußball galt, dass alle Roboter autonom und ohne menschliche Einflussnahme spielen mussten. Bei der „Standard-Plattform“ traten bis zu fünf menschenähnliche Roboter auf dem Fußballfeld gegeneinander an. Dabei wird ein Robotermodel (Nao-Roboter von Softbank) verwendet. Hier liegt der Schwerpunkt auf der Programmierung.
Bei der „Small Size League“ sieht es aus, als ob fünf Mini-Staubsaugerroboter mit einem Golfball spielen. Es gibt Kameras über dem Spielfeld, die Daten zum Spielablauf liefern. Die Roboter werden von einem Rechner per Funk gesteuert.
Wenn sechs vollständig autonome Radroboter mit einem offiziellen FIFA-Ball Fußball spielen, wird dies „Middle Size League“ genannt. An den Robotern müssen die Computer und Sensoren direkt verbaut werden. Die Roboter können mit so viel Kraft schießen, dass die Schussgeschwindigkeit reglementiert werden musste. Zur Visualisierung: Es gleiten recht aggressiv Metall-Berge von bis zu 1 m über das Feld.
In dem Bereich „Humonoid“ spielen Teams von bis zu vier autonomen, menschenähnlichen Robotern in mehreren Größenklassen Fußball. Hier liegt die Schwierigkeit an der Stabilität und Dynamik der menschenähnlichen Bewegungsmöglichkeit, also dass der Roboter beim Ballkicken nicht nach hinten umfällt.
Des Weiteren gab es Wettbewerbe im Bereich Rettung, wo die Roboter in einem nachgebildeten Katastrophenszenario gegeneinander antraten und möglichst autonom simulierte, versteckte Opfer fanden, sowie retteten. Dieser Wettbewerb verdeutlicht die verstärkte Ausrichtung der RoboCup-Initiative auf praxisnahe Anwendungen.
Im Bereich Pflege und Service unterstützen autonome mobile Serviceroboter Menschen z. B. mit Behinderung oder im dritten Lebensabschnitt im privaten sowie öffentlichen Lebensumfeld.
Der vierte Bereich hatte den Titel „Industrial“. Hier kommt es auf industrienahe Einsatzmöglichkeiten an. Es müssen Aufgaben gelöst und die Infrastrukturen verbessert werden. Ein Beispiel dafür ist die Amazon Picking Challenge. Ziel der internationalen 16 Teams war es innerhalb kürzester Zeit 20 Gegenstände aus einem Regal zu greifen und sicher abzulegen.
Wie ist die Atmosphäre?
Die Atmosphäre war einerseits angespannt, weil wissenschaftliche Höchstleistungen erbracht wurden aber auch andererseits wie bei einem Fußballspiel. Die Roboter wurden angefeuert und mit großer Begeisterung verfolgte das Publikum die Wettkämpfe.
Utopie oder Zukunft?
Als ich zum RoboCup gefahren bin, wusste ich noch nicht so richtig was mich erwartet. Fußballspielende Roboter und autonom agierende Serviceroboter waren für mich noch etwas Utopie. Klar wusste ich, dass daran gearbeitet und geforscht wird, aber welche Entwicklung das Thema autonom agierende Technik bereits genommen hat, verdeutlichte mir erst so richtig der RoboCup. Es ist erstaunlich, welche Fähig- und Fertigkeiten die Roboter bereits haben und welches Potenzial in der Technik steckt. Da kann man nur erwartungsvoll in die Zukunft schauen.
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