Mikrorechnersystem K1520 (Generatorrechner für Kohledruckvergasung) in der Dauerausstellung des ZCOM


Abschrift eines Artikels der Sächsischen Zeitung vom 26. Juni 2008:

Nur noch ein Zeitzeuge der Geschichte

von Hans-Jürgen Pröhl

Das Mikrorechnersystem K1520 zur Prozessüberwachung von Reaktoren zur Kohledruckvergasung ist
seit Juni 2007 Legende.
Das neueste Prachtstück des Konrad-Zuse-Computermuseums stammt von der Firma Sustec GmbH. Es
ist ein Teil der Systemtechnik K 1520, die unter anderem
einen Wartenrechner, einen Generatorrechner, Programmier-Rechnersystem und das Diagnose-Rechnersystem umfasst.
Das Mikrorechnersystem K 1520, hergestellt vom ehemaligen
VEB Kombinat Robotron, wurde ab 1978 in einer speziellen
Variante zur Prozessüberwachung und -steuerung von Reaktoren für die Kohledruckvergasung im
ehemaligen VEB Gaskombinat Schwarze Pumpe generiert. Seit Juni 2007 ist das Rechnersystem
Legende.

25 Jahre alt

Ein Vierteljahrhundert zuvor wurde das Mikrorechnersystem erstmals im Rahmen einer
Rekonstruktion an der 1. Generatoren-Vierergruppe eingesetzt.
Dabei befasste sich die umfangreiche Einsatzvorbereitung sowohl mit Fragen zur Systemtechnik, zur
Konstruktion als auch mit Fragen zur Anwendersoftware. Sie wurden problembezogen in
interdisziplinär zusammengesetzten Arbeitsgruppen, bestehend aus Verfahrenstechnikern,
Konstrukteuren, Automatisierern und Programmierern, gelöst.
Auch Betriebe wie das Institut für Energetik und der damalige VEB PKM-Anlagenbau waren an der
Entwicklung bzw. der Erprobung des Systems beteiligt. Die Rechnerausrüstung weiterer
Vierergruppen im Rahmen von Rekonstruktions-Maßnahmen erfolgte danach durch die eigene
Automatisierungseinheit des Stammbetriebes Schwarze Pumpe.
Der Einsatz dieses Mikrorechnersystems K 1520 im Gaswerk des damaligen Gaskombinates war mit
ein Garant für die Leistungssteigerung in der Kohledruckvergasung in den 80er Jahren. Bis zu 80
Prozent der Stadtgasversorgung der DDR konnten so abgesichert werden. Im Mai 1992 ging die
Kohledruckvergasung außer Betrieb.

Platz im Museum

Die mikrorechnergestützte Kohledruckvergasung, einst ein weltweit beachtetes Verfahren, hat aber
im kohlereichen China mit dem gleichen Know-how seine Fortsetzung gefunden. Noch heute versorgt
ein um die 90er Jahre errichtetes Druckgaswerk in der Provinz Heilongjiang die Millionenstadt Harbin
mit Stadtgas – ein Exportvorhaben der ehemaligen DDR.
In Schwarze Pumpe blieb mit der Umstellung der Anlagen auf Gaserzeugung durch
Reststoffverwertung für einen Teil der Gasgenerätoren der mikrorechnergestützte Betrieb bis Juni
2007 erhalten.
Aber dann war endgültig Schluss. Es folgten Abriss und Verschrottung. Das Prozessrechnersystem
kam ins Computermusum, wo man sich über die Schenkung natürlich sehr freute.
Das Zuse-Museumskollektiv wird bemüht sein, diese Schenkung musealisch so aufzubereiten, dass
damit ein weiterer technischer Zeitzeuge für den praktischen Einsatz von Prozessrechentechnik in
unserer Region in der Ausstellung seinen Platz finden wird.

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