25 Jahre Computermuseum: Teil 3 – Jugendlicher Elan befördert die Erneuerung
Ein Beitrag von Gerhard Walter
Die bauliche Schale im LAUTECH-Gebäude Hoyerswerda setzte einer weiteren Entwicklung die Grenze. Dies wurde vielen Beteiligten immer klarer. Seit 2011 kristallisierten sich Optionen für einen neuen Standort des Computermuseums heraus. So waren beispielsweise Zuses Wohnhaus, die Alte Post, oder Zuses ehemaliges Gymnasium, heute Bürgerzentrum, auf der Liste der Vorschläge.
Eine jener Möglichkeiten gewann schließlich die Sympathie des Trägervereins und einiger Entscheidungsträger. Das im Stadtzentrum gelegene Hochhaus Bonhoefferstraße 1-3 mit seiner Ladenpassage zu ebener Erde musste saniert werden. Der Eigner des Hauses, die Wohnungsgesellschaft Hoyerswerda mbH mit ihrer damaligen Geschäftsführerin Margitta Faßl, gab 2011 eine Studie für die Baumaßnahme zur Sanierung dieses Gebäudekomplexes in Auftrag.
Der beauftragte Architekt lieferte mit seiner Studie eine inspirierende Zeichnung, die das Deckblatt der Schrift zierte. Die nördliche Kante der Ladenpassage wies auf dem Bild bereits den markanten Schriftzug „Konrad Zuse Computer Museum“ aus, eben genau dort, wo sich heute das Museum befindet. Ein 2013 bewilligter Antrag der Städtebauförderung stützte das Projekt, so dass es gute Aussicht auf Verwirklichung bekam.
Für den Umzug des Computermuseums an den neuen Standort wurde eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Neben der Feststellung der räumlichen Eignung traf die Studie Aussagen, die eine grundlegende Erneuerung des Museums zur Bedingung machten. Demnach sollte der Betrieb des Museums ausschließlich Fachpersonal überlassen werden, was einen Bruch mit der bisherigen Praxis von Ehrenamt und geringfügiger Beschäftigung im Rahmen eines Vereins bedeutete. Zu diesem Zwecke wurde 2014 die ZCOM-Stiftung gegründet. Das neue Museum sollte, da Zuse als Erfinder und Künstler wirkte, interaktiv und interdisziplinär die Themen Technik und Kunst verbinden.
Frau Andrea Prittmann, eine junge Museologin, konnte, maßgeblich gefördert von Frau Faßl, 2013 als Projektkoordinatorin gewonnen werden. Voller Ideen und mit unbeschreiblichem Tatendrang ging sie ans Werk, das anzuwenden, was sie in ihrem Studium und ihrer bisherigen beruflichen Praxis aufgesogen hatte. Frau Prittmann entwickelte gemeinsam mit dem Verein Konzepte, sichtete den Bestand an wertvoller Technik und inventarisierte diese. Sie leitete den Umzug und schließlich organisierte sie den Aufbau des Computermuseums an der zentral verbindenden Stelle zwischen Hoyerswerdas Neu- und Altstadt.
Parallel galt es, die Finanzen im Blick zu halten, Fördermittel anzuzapfen und Sponsoren zu gewinnen. Auch der Verein, der bisherige Betreiber, musste überzeugt werden, das Neue mitzutragen. Und das war nicht einfach. Das alte Museum war über viele Jahre gewachsen, hatte eine Struktur mit sinnvollen Zusammenhängen gefunden. Nun sollte es auseinandergenommen und nach einem vollkommen neuen Konzept wieder zusammengesetzt werden. Das war ein tiefer, schmerzhafter Einschnitt. Die Welt hatte sich verändert: gestandene Männer mussten sich ab sofort einer jungen Frau, einem „Küken“ mit weniger Erfahrung, unterordnen.
Frau Prittmann absolvierte diesen „Drahtseilakt“ mit Unterstützung des Vereins äußerst erfolgreich. Sie holte sich Rat von erfahrenen Spitzenkräften, orientierte sich international am Besten und vor allem ließ sie sich von Schwierigkeiten und Rückschlägen nicht abschrecken. So konnte, nachdem das Museum 2015 am alten Standort geschlossen wurde, im Sommer 2016 der Umzug in die Bonhoefferstraße vollzogen werden.