Ein Beitrag von Gerhard Walter

Nach dem ersten und letzten Besuch Konrad Zuses im künftigen Museum am 19. September 1995 standen die Initiatoren mit ihrer Ausstellung allein, hatten zwar den Segen des Computerpioniers, der leider noch im selben Jahr verstarb, und fingen mittellos an, ein Museum aufzubauen. Der ehemalige Lautech-Geschäftsführer, Dr. Christian Rentsch, formulierte es jüngst in einem Interview treffend: „Er (Zuse) ist gekommen, hat sich das angeguckt und hat gesagt, ihm ist noch nie passiert in Deutschland, dass irgendwo ein Museum entsteht ohne Geld, ohne Rückenhalt.“

Ungeachtet der hoffnungsarmen Lage gab es die Vision und den Willen, eine Sammlung zu schaffen und diese museal zu öffnen. So begann die Aufbauarbeit, vor allem durch die „Macher“ Horst Tschiedel und Hans-Jürgen Pröhl, Fahrt aufzunehmen. Es wurde auf Teufel komm raus gesammelt. Wenn man an Grenzen kam, suchte man nach Lösungen. Transporte schwerer Technik wurden manchmal mit privaten Pkw unter abenteuerlichen Bedingungen ausgeführt. Gleichzeitig entfaltete sich die Ausstellung zu einem wirklichen Computermuseum, das vor allem den Anspruch hatte, alte Technik in Funktion zu setzen und sie Besuchern vorzuführen.

Träger des Museums war zunächst die Seniorenakademie SENAK mit Sitz im Gebäude der Lautech GmbH. Später übernahm den Betrieb ein Förderverein, dessen Struktur und Name sich im Laufe der Jahre mehrfach wandelte. Dem Verein gelang es, Verbindungen zu Zuse-Begleitern und Förderern aufzubauen und zu pflegen. Als diese erkannten, mit welcher Hartnäckigkeit, Ausdauer und Herzblut das Museum vorangetrieben wurde, blieben fördernde Zuwendungen sowie persönlicher Einsatz nicht aus.


Horst Tschiedel, Dr. Christian Rentsch und Hans-Jürgen Pröhl vor dem Z22, dem ersten Zuse-Rechner des Computermuseums
Z22R in der heutigen Dauerausstellung

Die echten Zuse-Rechner, versprochen von seinem verstorbenen Schöpfer, ließen eine Weile auf sich warten. Die Zuse-Sammlung begann mit dem Röhrenrechner Z22, der 1998 im Museum eintraf und heute in der Ausstellung im neuen ZCOM steht. Danach kam ein gewichtiges Exponat zum anderen. Der Platz reichte bald nicht mehr aus. Es konnte jedoch weiterer Raum für das Museum geschaffen werden, bis schließlich endgültig eine Grenze im Lautech-Gebäude erreicht war.

Die Sammlung wuchs und wuchs

Von Beginn an war das Museum bestrebt, mit seiner Sammlung die in der DDR geschaffenen Rechner gleichgestellt zu würdigen. Bereits in der ersten Ausstellung, die Zuse 1995 besuchte, wurden die Kleincomputer KC 85 und LC 80 des Kombinats Mikroelektronik in Funktion gezeigt. Neue Kontakte führten zur Aufnahme von Geräten, die in der Industrie oder an anderer Stelle frei wurden. So kam beispielsweise aus dem stillgelegten Tagebau Berzdorf bei Görlitz der Prozessrechner Robotron R 4000 ins Museum nach Hoyerswerda.

R 4000 in der aktuellen Sonderausstellung

Das Museum entwickelte sich zu einem lebendigen Ort, der aber leider, ob seiner Lage an der Peripherie der Stadt und der personellen Situation des Betreibers, zu wenig in den Fokus der Öffentlichkeit trat. Glücklicherweise wurde das Potenzial des Museums von den politischen wie administrativen Entscheidungsträgern der Stadt erkannt und als solches wahrgenommen. So wirkte beispielsweise Horst Dieter Brähmig als Hoyerswerdas Oberbürgermeister und später ehrenamtlich fördernd bzw. führend im Verein mit. Das Museum erregte durch sein Wachstum und seine Ausstrahlung bereits am alten Standort überregionale Aufmerksamkeit.